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Über Stock und Stein im Canyonlands National Park

Biellmann-Pirouette − Am Sonntag, 4. Dezember starten wir zu einem weiteren Ausflug von Moab aus. Diesmal geht’s in den Canyonlands National Park. Wir haben gehört, dass der Mesa Arch bei Sonnenaufgang besonders eindrücklich sein soll. Ganz so früh sind wir dann aber nicht unterwegs. Nach dem Besuch im Visitor Center des Parks und einem kurzen Fussmarsch erreichen wir den Felsbogen erst, als die Sonne bereits am Himmel steht. Uns gefällt der Felsbogen und das darin eingerahmte Panorama aber auch so.

Im Canyonlands National Park wird das Colorado Plateau durch den Colorado und den Green River in drei Teile geteilt. Die Island in the Sky und die Needles Sektion sind über die Strasse US 191, die durch Moab führt, erreichbar. Die als Maze (Labyrinth) bekannte Region ist die abgelegenste der dreien und ist nur von Westen her über unbefestigte Strassen erreichbar. Zwischen den einzelnen Sektionen gibt es innerhalb des Parkes keine Strassenverbindungen.

Wir sind in der Island in the Sky Sektion, dem bekanntesten Teil des National Parks, unterwegs. Diese weitläufige Hochebene (Mesa) wird von den beiden zuvor genannten Flüssen eingeschlossen. Von hier oben hat man viele spektakuläre Ausblicke auf das White Rim, eine Sandsteinabbruchkante rund 350 Meter unterhalb des Plateaus. Die Flussläufe liegen nochmals 300 Meter unterhalb des White Rim. Da das Plateau jedoch sehr hoch gelegen ist (bis 1900 Meter über Meer), fliessen die Flüsse immer noch auf über 1000 Meter. Leider können wir die gewaltige Weite und Tiefe des Canyons nur erahnen. Das Wetter verschlechtert sich von Minute zu Minute und lässt die Landschaft in Schatten und Dunst versinken. Dazu kommt einmal mehr die grausame Kälte. Lulu versucht sich auf den zugefroren Pfützen als graziöse Eiskunstläuferin... Das Knirschen unter ihren Füssen schlägt sie aber schon bald in die Flucht.

 

Kein Fehler erlaubt − Wir klappern verschiedene Aussichtspunkte ab, sind aber wegen des miesen Wetters eher unmotiviert. Deshalbbeschliessen wir die Aktion Canyonlands National Park frühzeitig abzubrechen. Zu einfach wollen wir es uns aber trotzdem nicht machen. Anstatt auf der asphaltierten Hauptstrasse zurück nach Moab zu fahren, wählen wir eine abenteuerliche Schotterpiste. Die Umgebung von Moab gilt als 4x4 Paradies, da wollen wir es nicht verpassen Nanuq mal etwas nach seinem Geschmack zu bieten.

Der Shafer Trail fordert unserem Trio einiges ab. Vor allem Markus Konzentration ist gefragt. In steilen und sehr holprigen Kurven führt die «Strasse» einer Felswand entlang hinunter in den Canyon. Ein Fahrfehler hätte hier wahrscheinlich tödliche Konsequenzen. Oft muss Markus mehrmals ansetzen um die engen Kurven zu erwischen. Die über 2 Tonnen Gewicht, die Nanuq vollbeladen auf die Waage bringt, sind im steilen Gelände deutlich spürbar. Auch im ersten Gang muss Markus immer wieder auf die Bremse treten. Lulu auf dem Beifahrersitz ist mindestens genau so angespannt wie Markus und heilfroh, als wir gut im Tal ankommen. Einmal mehr werden unsere Mütter dankbar sein, von unseren Taten erst im Nachhinein zu erfahren. ;-)

Trotz oder auch wegen dieser abenteuerlichen Strecke ist der Shafer Trail ein ganz besonderes Erlebnis, welchesnicht allen Touristen vergönnt ist. Es versteht sich von selbst, dass man die Strecke mit einem normalen PW oder einem Wohnmobil besser nicht in Angriff nehmen sollte.

Im Tal führt die Strasse als White Rim Road weiter an den Colorado River. Unterhalb des Dead Horse Point windet sich der Fluss um eine enge Felsnase. Hier wurde die Schlussszene vom Film «Thelma and Louise» gedreht, in welcher die beiden Frauen in ihrem Auto über die Klippe hinaus fahren.

 

Überbleibsel − Entlang der Strasse stehen vereinzelt ein paar Rinder. Bei der Potash Fabrik gelangen wir wieder auf geteerten Untergrund. In der durch einen hohen Zaun abgesperrten Anlage wird Potash (Kalisalz) abgebaut. Die Substanz wird hauptsächlich als Düngemittelzusatz verwendet. Wir sehen mehrere Becken in denen das Wasser verdunstet und die Kristalle zurücklässt. Die Becken ergeben ein buntes Muster aus Dunkelblau-, Hellblau- und Weisstönen.

Etwas weiter kommen wir an einer ehemaligen Uranabbaustätte vorbei. Heute ist die Anlage stillgelegt. Zurückgeblieben ist eine riesige Halde mit den sogenannten Tailings, den Rückständen aus der Urangewinnung. Diese sind zwar vom Uran abgetrennt, aber immer noch schwach radioaktiv. So schwach, dass sie angeblich keine Umwelt- oder Gesundheitsbelastung darstellen. Trotzdem diskutiert man nun über eine gesicherte und dauerhafte Deponie etwas weiter nördlich.

 

Feindschaft muss man pflegen − Wieder in Moab machen wir uns auf die Suche nach einem günstigen Motel. Nach dem Dauerfrieren der letzten Tage, wollen wir uns diesen Luxus gönnen. Da wir früh im Ort sind, können wir das Zimmer auch voll ausnützen. Unsere Entscheidung fällt aufs Days Inn, welches zwar nicht das günstigste ist, aber dafür gratis Wireless Internet bietet. Etwas mehr Pech haben wir bei der Auswahl des Lokals für’s Nachtessen. Die Pizzeria hat geschlossen und so landen wir wieder im Subway. Zum zweiten Mal profitieren wir von der Voucher-Aktion und verärgern erneut die Bedienung. Das kann uns die feinen Sandwichs aber nicht verderben. :-)